Musikabteilung

Musikabteilung Feuerwehr Kastorf

Feuerwehrmusik in Kastorf

Hauptquelle: Chronik zum 100jährigen Jubiläum der Wehr, Verfasser – Walter Koop aus Berkenthin. Zudem wurde die Kastorfer Chronik, Verfasser – Jochen Düring – von 1986 eingesehen und die Kastorfer Bürger Wolfgang Bentin, Hartwig Büsing und Erich Dreyer befragt.

1924

Am 03. Feb. 1924 beschließen 20 Feuerwehrmänner durch Spenden der Mitglieder und Sammlungen im Gemeinde- und Gutsbezirk so viel Geld zusammenzubringen, dass die zur Gründung einer Musikkapelle erforderlichen Instrumente angeschafft werden können. Sofern diese erbrachte Summe nicht ganz ausreicht, sollte evtl. noch ein Zuschuss aus der Feuerwehrkasse entnommen werden. Die spontane Spende der Kameraden wird in einem gerade neu angelegten Kassenbuch als „Extra Beitrag 25 M“ ausgewiesen. Das Ergebnis aus der Sammlung im Gemeinde- und Gutsbezirk ist aber weder dem Kassenbuch noch dem Protokollbuch zu entnehmen.

Die Musiker Karl Koop sen. – seit 1913 nur noch soziales Mitglied der Wehr – und Karl Koop jun. übernehmen die Leitung und Ausbildung folgender Musikschüler: Heinrich Siemer, Trompete/Flügelhorn; Ewald Hase, Trompete/Flügelhorn; Heinrich Martens, Tenorhorn; Alfred Frank, Tenorhorn; Otto Dreyer, Horn; Hans Fokuhl, Tuba; August Jenzen und Karl Wilken, Schlagzeug.

Schon sieben Wochen nach der geplanten Gründung wird im Protokollbuch vermerkt, dass die Wehr geschlossen „unter Vorantritt der neu gegründeten Feuerwehrkapelle“ zum Feuerwehrfest nach Bliestorf marschieren soll. Dieser Wunsch war sicherlich nicht durchführbar, denn es ist wohl kaum möglich aus Anfängern in so kurzer Zeit eine spielfähige Musikkapelle aufzubauen.

Aus den ersten Jahren des Bestehens sind außer den im Kassenbuch verzeichneten Ausgaben für die Unterhaltung der Kapelle keine Nachrichten über die Aktivitäten der Musiker überliefert. Für ein Entgelt von 25 Mark leitet Karl Koop sen. im ersten Jahr die Übungsabende. Sein Sohn tritt am 01. Dez. 1924 in die Wehr ein und übernimmt danach die Ausbildung des kleinen Musikzuges. Er wird dafür im Rechnungsjahr 1924 noch mit 10 M „extra Spesen“ entlohnt. 1925 erhält er 20 M in den folgenden Jahren aber nur noch 10 Mark. Für zwei Musikinstrumente und die Reparatur einer Trompete werden 47,50 M aufgewendet.

1926

1926 verlässt der Tenorhornbläser Alfred Frank die Kapelle. Diese Lücke in der Besetzung wird übergangslos durch August Schmidt ausgefüllt, der gerade seine zweijährige Ausbildungszeit bei Musiker Barg in Labenz beendet hatte. Karl Buck verstärkt die Gruppe als Hornbläser.

1930

Auf dem Stiftungsfest am 06. Juli 1930 lassen sich acht Musiker zusammen mit den Mitgliedern der Wehr fotografieren (unten von links): Ewald Hase, Karl Buck, Karl Koop jun., Karl Wilken, Heinrich Siemer, August Schmidt, Hans Fokuhl und Otto Dreyer. http://www.kastorfer-geschichte.de/44.html

1931

1931 werden zur Deckung der Kosten für Notenmaterial etc. 11 Mark gesammelt.

1932

Für die Teilnahme am Musikerfest in Schönberg ist am 18. Juli 1932 im Kassenbuch eine Ausgabe von 10,– M eingetragen.

1934

Für den 26. Aug. 1934 wurde zum 41. Vertretertag – verbunden mit dem Kreisfeuerwehrfest – eingeladen. Bemerkenswert hierbei ist, dass dort das Musizieren während der Vertreterversammlung strengstens verboten war. Heutzutage geht man diesbezüglich etwas gelassener zu Werke. (Der ursprüngliche Termin wurde um eine Woche verschoben, da am 19. August nach dem Tode von Paul von Hindenburg eine Volksabstimmung stattfand. Hierbei ging es um die Reichspräsidentschaft, bei der Adolf Hitler sich seine künftige Doppelfunktion als Reichspräsident und Reichskanzler bestätigen ließ.)

1935

Im Protokollbuch findet sich die erste Notiz über die Musik in der Niederschrift zum hiesigen Feuerwehrfest am 29. Mai 1935: „Unser Löschzug nahm zum Festmarsch durch den Ort um 16 Uhr beim Kameraden Heinrich Siemer Aufstellung und marschierte mit Musik zum Festlokal, um 04.30 (16.30) Uhr wurden die auswärtigen Löschzüge mit Musik in Empfang genommen. Die Löschzüge marschierten geschlossen über dem ehem. Gut, anschl. ließ der Kastorfer Löschzug alle Kameraden einige Glas Bier zuteil werden. Die Musikkapellen der Löschzüge sorgten für Unterhaltungsmusik und förderten hiermit den Kameradschaftsgeist. Um 19.30 Uhr begann der Festball.“

1937

Kapellmeister Karl Koop jun. scheidet am 31. März 1937 aus der Feuerwehr aus und wird nach dem Ableisten des Grundwehrdienstes Militärmusiker. An seiner Stelle übernimmt Otto Dreyer die Führung des Musikzuges.

1938

Am 16. März 1938 verstirbt der Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr sowie der Musikkapelle Karl Koop sen.

1941 – 1947

Vom 26. März 1941 bis November 1947 sind keine schriftlichen Nachrichten über die Musik vorhanden. Nach früheren mündlichen Auskünften fanden in jener Zeit auch keine öffentlichen Auftritte statt.

Das dunkelste Kapitel in der Deutschen Geschichte ging auch an der Kastorfer Feuerwehrkapelle nicht spurlos vorbei. Als Folge durch den Krieg musste u. a. der bisherige Bassist Hans Fokuhl die Kapelle verlassen, weil dieser aus dem Krieg versehrt heimkehrte und einen Arm verlor. Als Tubabläser fungierte unmittelbar nach dem Krieg Waldemar Bentin, der vom Stadtorchester der Hansestadt Lübeck u. a. an diesem Instrument ausgebildet wurde. Waldemar Bentin wuchs in Grinau auf und heiratete in Kastorf ein. Außerdem zog aus dem Südkreis der bereits vorher als Feuerwehrmusiker tätige Hornist Wilhelm Hümpel nach Kastorf.

Während der Besatzungszeit dienten die Gebäude von der ehemaligen alten Schmiede (Hauptstraße Ecke Bahnhofstraße) bis zum damaligen Bahnübergang (bzw. der ehemaligen alten Schule) als Unterkünfte für die Engländer und die dort lebenden Kastorfer erhielten einen entsprechenden Räumungsbefehl. Es galt zu vermeiden, dass die Instrumente der in diesem Bereich wohnenden Musiker als Souvenirs bzw. Beutestücke mit auf die Britischen Inseln genommen wurden. Otto Dreyer fand in diesem Zeitraum Quartier in der Hauptstraße 57 und hatte es hierbei nicht versäumt, sein Tenorhorn mitzunehmen.

1948

1948 übernimmt Karl Koop jun. wieder die Ausbildung der Musiker. Wie sehr die Bevölkerung mit ihrer Feuerwehrmusik verbunden ist, zeigt sich darin, dass schon am 15. November 1948 – fünf Monate nach der Währungsreform – für die Beschaffung von Musikinstrumenten 343,00 DM gesammelt werden, wovon im Dezember eine Tuba für 300,00 DM gekauft wird. Zahlreiche Veranstaltungen, vom Feuerwehrfest bis zum Kinderfest oder Laternenumzug werden in den folgenden Jahren mitgestaltet. Unvergessen sind auch die musikalischen Darbietungen am Heiligen Abend sowie die Feuerwehrfeste in Bliestorf, die Ende der fünfziger – Anfang der sechziger Jahre noch auf Schusters Rappen besucht wurden. Generell wurde dabei ein Abstecher über das Gut absolviert, weil der dortige Hausherr immer ein Fass Freibier spendiert hatte.

1956

1956 verzieht Karl Koop nach Grinau und gibt die Leitung der Kapelle auf. Otto Dreyer übernimmt wieder die Führung, aber es können nun keine Musiker mehr ausgebildet werden. Durch den fehlenden Nachwuchs wird es für den kleiner werdenden Kreis der Musiker immer schwieriger, eine ausreichende Besetzung zusammenzustellen. Der Schlägel an der Pauke wurde in den letzten Jahren bis zur Auflösung der Kapelle von Friedrich Schacht sen. übernommen. Dieser hatte den Kameraden darüberhinaus bis zu seinem Tode als Solist am Akkordeon zu verschiedenen Anlässen stets große Freude bereitet.

19xx

1969

Von links: Friedrich Schacht Pauke, Erwin Lüder (Aushilfe aus Labenz) 1. Flügelhorn, Heinrich Siemer 1. Trompete, Waldemar Bentin 1. Bass, Otto Dreyer 2. Tenorhorn, August Schmidt 1. Tenorhorn

Walter Daumann hatte am 17.04.1969 anlässlich des Polterabends von Frau Marion Busch und Herrn Horst Warrings in den Räumlichkeiten der Hauptstraße 74 das obige Foto aufgenommen.

Dies ist eine Aufnahme der abgelichteten Herren

1971

Am 09. Juli 1971 wird auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr noch einmal versucht, eine Kapelle aufzubauen. „Die allgemeine Stimmung war dafür, aber es fanden sich in der Kastorfer Feuerwehr nicht genügend Musiker.“

1973

Verschiedene Versuche den Fortbestand der Kapelle zu sichern verhindern nicht, dass nach fast einem halben Jahrhundert Feuerwehrmusik im Jahre 1973 zum letzten Mal ein Ständchen geblasen wird.